Welche arten von tierhaltung gibt es

Welche arten von tierhaltung gibt es

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In Deutschland gibt es unterschiedliche Haltungsformen von Kühen. Diese werden von regionalen Bedingungen bestimmt.

Die Haltungsformen
Grundsätzlich zu unterscheiden sind zwei Arten der Stallhaltung, bzw. Haltungsform: die Laufstallhaltung und die Anbindehaltung. Diese stehen in engem Zusammenhang mit dem Melkverfahren und der Betriebsgröße.

Laufstallhaltung
Bei der Laufstallhaltung können sich die Kühe relativ frei bewegen und in den Liegeboxen niederlegen. Zum Melken werden die Kühe in den Melkstand gebracht.

Anbindehaltung
Bei der Anbindehaltung befinden sich die Kühe in ihrem jeweiligen Stand. Dort werden sie auch zu regelmäßigen Zeiten gefüttert und gemolken. Die Rohre der Rohrmelkanlage verbinden dabei die einzelnen Melkplätze mit dem Sammeltank.

Trend zur Laufstallhaltung
Die Anbindehaltung gibt es heute vor allem in kleinen Milcherzeugerhöfen mit wenigen Kühen, vorwiegend in Süddeutschland und dort besonders im Alpenraum. Die Tendenz geht allerdings zur Laufstallhaltung. Vor allem bei einem größeren Kuhbestand ist die Laufstallhaltung effizienter. Diese Haltungsform findet man hauptsächlich in den Milchproduktionsgebieten mit größeren Tierbeständen wie im Norden und im Osten Deutschlands.

Weidehaltung
Rund 50 Prozent der Milchkühe haben Weidegang.

In drei Viertel aller Betriebe dauerte die Weidesaison zwischen 20 und 29 Wochen. Nur 1 Prozent, meist kleinere Betriebe, gab an, dass ihre Tiere mehr als 40 Wochen an der frischen Luft waren.

Milchkühe in großen Beständen mit 200 und mehr Tieren gehen dabei seltener auf die Weide als Tiere in kleineren Beständen. Die durchschnittliche Weidedauer beträgt für alle weidenden Milchkühe etwa 13 Stunden am Tag.

Regional ist die Möglichkeit zum Weidegang für die Milchkühe sehr unterschiedlich. In den neuen Ländern mit vorwiegend großen Beständen gehen etwa nur 19 Prozent der Tiere auf die Weide. Aber auch in Bayern ist der Anteil weidender Kühe mit 16 Prozent gering. Relativ viele Kühe mit Weidegang wurden in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein erfasst. Hier standen 74 Prozent der Milchkühe auf der Weide.

Der deutsche Einzelhandel hat die www.haltungsform.de veröffentlicht. Dies ist ein Schema zur Eingruppierung tierischer Erzeugnisse nach ihrer Haltungsform.

Quelle:
Landwirtschaftszählung

Industrielle und artgerechte Tierhaltung

Welche arten von tierhaltung gibt es

Vom Schwein zur Wurst (Klett)

Der größte Teil der Haustiere der Welt wird in Kleinbetrieben unter wenig effizienten Bedingungen gehalten. Tiere stellen etwa 28 Prozent des Wertes aller weltweiten landwirtschaftlichen Erzeugnisse dar. Nur in den Industrieländern haben Tiere einen bedeutend höheren Anteil an der Nahrungsmittelproduktion für den Menschen. Die meisten Haustiere dienen mehreren Zwecken. Arbeitstiere können z. B. auch Milch, Fleisch, Leder und Wolle liefern. Welche Tiere gehalten werden, hängt von der Kultur, dem Klima und den geographischen Bedingungen ab. Während in Südostasien Wasserbüffel für die Feldarbeit eingesetzt werden, war in Europa lange Zeit das Pferd das wichtigste Arbeitstier in der Landwirtschaft. In Deutschland werden überwiegend schwarzbunte Rinder zur Fleisch- und Milchproduktion gehalten, während in den Südstaaten der USA wegen ihrer Anpassung an die hohe Luftfeuchtigkeit und -temperatur indische Rinderrassen zum Einsatz kommen. Es existieren verschiedene Arten der Tierhaltung. Die am weitesten voneinander entfernten sind jedoch die industrielle und die artgerechte Tierhaltung.

Industrielle Tierhaltung

Bei der industriellen Tierhaltung spielen die Faktoren Effizienz, Leistungsfähigkeit und der Preis die größte Rolle. Die Bedürfnisse der Tiere sind diesen Zielen untergeordnet. Das Hauptziel ist die Herstellung von Tierprodukten mit einer möglichst hohen Rendite. Zur industriellen Tierhaltung gehören die Haltung großer Tierzahlen in kleinen Ställen, angereichertes Futter, die künstliche Anregung des Wachstums und die Verhinderung von Krankheiten durch Impfungen oder vorbeugende Gaben von Antibiotika. Ein Beispiel für industrielle Tierhaltung ist die Batteriehaltung von Hühnern. Diese werden dabei in großer Zahl auf äußerst begrenztem Raum in Käfigen aus Metall gehalten, um Eier und Fleisch zu produzieren. Diese Produktionsmethode hat sich seit den 1930er Jahren in den meisten Ländern etabliert. Der anfängliche Gedanke dabei war, die Sterblichkeit der Hühner durch ihre Trennung vom Hühnerkot und den darin befindlichen Krankheitserregern zu senken. Dies gelang auch, die Sterblichkeit konnte von 20 auf 7 Prozent gesenkt werden. Die Eier fallen sofort nach dem Legen auf ein Transportband, so bleiben auch diese sauber. Gleichzeitig zur Entwicklung der mechanischen Hilfsmittel wurden die Hühner weitergezüchtet. Heute produzieren Legehennen ca. 300 Eier pro Jahr. Die Batteriehaltung ermöglicht zwar die Pflege großer Mengen Hühner durch wenig Personal, führt aber auch zur Verelendung der Tiere. Natürliche Verhaltensweise wie das Scharren und Sandbaden sind nicht möglich, jedes Tier hat weniger Platz als ein DIN-A4-Papier. In der Europäischen Union ist das Halten von Hühnern in Legebatterien aus Tierschutzgründen ab 2012 verboten. Neben Aspekten des Tierschutzes stellen heute die großen Lebensmittelskandale ein Hauptproblem der industriellen Tierhaltung dar. Um auf dem hart umkämpften Markt für industrielle Tierprodukte einen Vorteil zu erringen, versuchen einzelne Hersteller mit fragwürdigen Produktionsmethoden höhere Renditen zu erzielen. Der Einsatz von Antibiotika in der Tiermast ist sicherlich eine der gefährlichsten Praktiken. Z. B. werden in der Putenmast ganz bewusst Antibiotika ins Futter gemischt, damit die auf dichtem Raum lebenden Puten sich nicht gegenseitig infizieren. Im schlimmsten Fall kann das dazu führen, dass Menschen, die diese Puten verzehrt haben, mit antibiotikaresistenten Krankheitserregern infiziert werden. Immer wieder wird nachgewiesen, dass sog. Notfallantibiotika, die nur für die Humantherapie zugelassen sind, in der Tiermast eingesetzt werden. Diese können im schlimmsten Fall für die Behandlung von Menschen nutzlos werden. Ein anderes Problem ist die Versorgung der Tiere mit minderwertigem oder schädlichem Futter. In der Vergangenheit gelangten zahlreiche Schadstoffe wie PCB oder Erreger für Krankheiten wie BSE in das Tierfutter. Diese werden in der Nahrungskette zumeist durchgereicht, bei der Tierhaltung an den Menschen. In Großbritannien sind bereits die ersten Fälle der tödlich verlaufenden Creutzfeldt-Jakob-Krankheit beim Menschen aufgetaucht. Diese Krankheit wird von den BSE-Erregern ausgelöst. Man geht davon aus, dass die Erreger durch das Verfüttern von an Scrapie erkrankten Schafen an Rinder in die Nahrungskette gelangten.

Artgerechte Tierhaltung

Unter artgerechter Tierhaltung versteht man das Halten von Tieren unter Berücksichtigung ihrer artspezifischen Bedürfnisse und der Erfordernisse des Tierschutzes. Das Wohlbefinden der Tiere steht bei der artgerechten Tierhaltung an erster Stelle. Dieser Anspruch kann natürlich nur durch das Wissen um die Bedürfnisse der Tiere verwirklicht werden. Da uns die Tiere ihre Bedürfnisse nicht mitteilen können, besteht Forschungsbedarf. Die Erkenntnisse schlagen sich im Tierschutzgesetz und den Merkblättern der Internationalen Gesellschaft für Nutztierhaltung nieder. Zumeist ist ein Kompromiss zwischen dem Tierschutz und den menschlichen Ansprüchen an die Tierhaltung nötig. Z. B. benötigen zahlreiche Tiere wesentlich mehr Auslauf, um artgerecht gehalten zu werden. Die hohen Bodenpreise und begrenzten Raumverhältnisse in Mitteleuropa verhindern diesen jedoch. Die Unterbringung, Ernährung und Pflege kann hingegen weitgehend artgerecht gestaltet werden. Zunehmend wird erkannt, dass Freiräume für arteigenes Verhalten sich auch in Produktionssteigerungen auszahlen. Moderne Milchbauern ermöglichen ihren Kühen z. B. freies Umherlaufen und bieten ihnen automatische Bürsten an. Das Wohlbefinden der Kühe kann an der gestiegenen Milchleistung abgelesen werden. Von besonderer Bedeutung ist der Verzicht auf Gewalt und die Vermeidung von Schmerzen und Überlastungen, diese sind teilweise auch durch das Tierschutzgesetz verboten. Psychische Probleme wie Reizarmut oder -überflutung, Einschränkung der innerartlichen Kommunikation oder Stress durch zu wenig Raum sind für eine artgerechte Tierhaltung ebenfalls zu vermeiden. Während Heimtiere oftmals artgerecht gehalten werden, ist diese Form der Tierhaltung bei den Nutztieren noch in der Minderheit. Der Kostendruck in der modernen Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion steht dem entgegen. Durch intensive Informationskampagnen könnte die Nachfrage nach Produkten aus artgerechter Tierhaltung jedoch gesteigert werden. So könnte eine Sensibilisierung der Verbraucher für die Aspekte Freilandhaltung, kurze Transportwege, hochwertige Futtermittel und den sparsamen Einsatz von Medikamenten (vor allem von Antibiotika) erreicht werden.

Quelle: Geographie InfothekAutor: Lars PennigVerlag: KlettOrt: LeipzigQuellendatum: 2012Seite: www.klett.deBearbeitungsdatum: 23.05.2012