Wo finde ich meine Blutgruppe im Impfpass?

Leere Röhrchen für die Blutspender, daneben liegen Aufkleber mit den unterschiedlichen Blutgruppen für Spender bereit.

Eine neue Studie legt nahe, dass der Verlauf einer Covid-19-Erkrankung von der individuellen Blutgruppe des Patienten abhängen könnte. Unabhängig von der Frage, inwieweit Blutgruppen Einfluss auf die Symptomatik einer Corona-Infektion haben könnte, sind so Blutgruppen wieder ins Licht der Öffentlichkeit gerückt. Die wichtigsten Fragen im Überblick.

19.06.2020, 09:06 Uhr

Nach den Erkenntnissen einer internationalen Gruppe von Wissenschaftlern, unter ihnen der Molekularbiologe Andre Franke von der Universität Kiel und der Internist Tom Karlsen von der Universität Oslo, scheint das Risiko für einen schweren Verlauf bei Blutgruppe A höher zu sein. Das zumindest ist im Preprint ihrer Studie nachzulesen. Aber was genau bedeutet eigentlich A, B oder 0 bei der Blutgruppe?

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Unterschieden werden Blutgruppen aufgrund unterschiedlicher Oberflächenstrukturen der Roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Diese Oberflächen bestehen aus unterschiedlichen Strukturen wie Eiweißen (Proteinen) oder Lipidverbindungen. Sie werden Blutgruppen-Antigene genannt.

Jeder Mensch besitzt eine bestimmte Art dieser Antigene und so eine bestimmte Blutgruppe. Die wichtigsten Blutgruppensysteme sind das AB0- und Rhesus-System. Es gibt allerdings noch andere Blutgruppenklassifizierungen wie Kell, Duffy, Kidd, Lewis und MNSs.

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Das findet am besten Ihr Hausarzt heraus, sofern Ihre Blutgruppe dort noch nicht hinterlegt ist. Alternativ gehen Sie zur Blutspende – dort erhält man Informationen über die eigene Blutgruppe. Weitere Optionen sind ein Schnelltest in der Apotheke oder ein Schnelltest zu Hause. Der lässt sich bequem im Internet bestellen und kostet etwa 25 Euro.

Spitzenreiter in Deutschland ist die Blutgruppe A+ mit 37 Prozent. Es folgt 0+ mit 35 Prozent. Mit ein und 2 Prozent sind die Blutgruppen AB negativ und B negativ am seltensten.

Falls Sie Blutspender sind, ist Ihre Blutgruppe in Ihrem Blutspendeausweis vermerkt. Falls Sie einen Notfallausweis haben, sollte dort auch die Blutgruppe stehen. Und auch im Impfpass kann die Blutgruppe eingetragen sein.

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Welche Blutgruppen ein Mensch hat, wird von den Eltern an die Kinder vererbt und setzt sich aus einem Merkmal des Vaters und einem Merkmal der Mutter zusammen. Genau genommen werden die Blutgruppen also noch weiter unterteilt.

Kommt beispielsweise das Merkmal A vom Vater und auch von der Mutter, dann hat das Kind die Blutgruppe A, mit dem sogenannten Genotyp AA.

Möglich sind demnach auch die Genotypen A0, BB, B0, AB und 00. Da die Antigene A und B dominant sind, ist der Genotyp A0 die Blutgruppe A und der Genotyp B0 die Blutgruppe B.

Die Forscher der Studie aus Kiel und Oslo testeten für ihre Studie Blutproben von insgesamt 1610 Covid-19-Patienten aus sieben Krankenhäusern in fünf italienischen und spanischen Städten, die in den Epizentren der Pandemie lagen. Diese Daten wurden mit denen einer Kontrollgruppe verglichen.

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Sämtliche Patienten hatten einen schweren Krankheitsverlauf. Bei der Untersuchung fanden die Forscher heraus, dass Menschen mit der Blutgruppe A und einem positiven Rhesusfaktor (A+) ein höheres Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf haben als Menschen anderer Blutgruppen.

Eine gute Nachricht haben die Forscher für Träger der Blutgruppe 0: Sie könnten ein geringeres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben. Sind Menschen mit Blutgruppe 0 deshalb immun gegen das Coronavirus? Das ist nicht erwiesen. Es gibt bloß Hinweise in der Studie, dass bei Blutgruppe 0 Patienten seltener erkranken.

Laut Preprint der oben erwähnten Studie scheinen Menschen mit Blutgruppe A tatsächlich besonders empfänglich für das Coronavirus zu sein. Der Immunologe Hans-Dieter Volk von der Charité Berlin erklärte das gegenüber dem RBB so: “Es gibt für Blutgruppe A ein 50 Prozent höheres Risiko, einen schweren Krankheitsverlauf zu haben. Es ist also nicht das zehnfache Risiko, nicht das hundertfache – sondern nur das 1,5-fache Risiko.” Bislang gibt es allerdings keine gesicherten Erkenntnisse, die belegen würden, dass Menschen mit Blutgruppe A häufiger an Covid-19 sterben als andere.

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Es gibt vier Blutgruppen: A, B, AB und 0. Welche Blutgruppe der einzelne Mensch hat, hängt von der Zusammensetzung zweier Veranlagungsmerkmale (Genotypen) ab. Die Genotypen sind:

  • AA oder A0 für Blutgruppe A
  • BB oder B0 für Blutgruppe B
  • AB für AB
  • 00 für 0

Die entsprechenden Antikörper der Blutgruppen sind:

  • Anti-B für Blutgruppe A
  • Anti-A für Blutgruppe B
  • Keine für Blutgruppe AB
  • Anti-A und Anti-B für Blutgruppe 0

Im Rhesus-Blutgruppensystem gibt es fünf Blutgruppen-Antigene: D, C, c, E und e. Hauptmerkmal ist der Rhesusfaktor D (Rh-Faktor). Trägt ein Mensch diesen Faktor auf seinen Roten Blutkörperchen, ist er Rh-positiv. Fehlt der Faktor, ist er Rh-negativ.

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Da es zwischen einzelnen Blutgruppen Unverträglichkeiten gibt, überprüft jeder Arzt vor einer Bluttransfusion nochmals die Blutgruppenmerkmale eines Patienten, um ganz sicher eine Verwechslung auszuschließen. Das geschieht mittels des sogenannten Bedside-Tests. Hierfür werden dem Patienten einige Tropfen entnommen.

Die werden auf ein spezielles Testfeld aufgebracht, auf dem Antiserum aufgetragen ist. Kommen Antigene mit gegen sie gerichteten Antikörpern in Verbindung, koaguliert (verklumpt) das Blut. Passen die Blutgruppen jedoch zusammen, kann infolge des Bedside-Tests die Bluttransfusion beginnen.

Da eine Transfusion mit “falschem Blut” fatale Folgen haben kann, ist es für die Transfusionsmedizin von entscheidender Bedeutung, die Blutgruppen des Spenderblutes und des Empfängers sorgfältig zu ermitteln. Bei der gängigsten Transfusion von Erythrozyten-Konzentraten (EK) gelten folgende “Paare” als passend:

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  • Patientenblutgruppe (PBG) A passt zu EK-Blutgruppe A oder 0
  • PBG B zu EK-Blutgruppe B oder 0
  • PBG AB zu EK-Blutgruppe AB, A, B oder 0
  • PBG 0 zu EK-Blutgruppe 0

Patienten mit der Blutgruppe AB haben keine Antikörper gegen andere Blutgruppen. Sie können deshalb sämtliche möglichen Erythrozyten-Konzentrate erhalten. Deshalb bezeichnet man diese Blutgruppe als Universalempfänger. Im Unterschied dazu haben Menschen mit der Blutgruppe 0 keinerlei Antigene auf ihren roten Blutkörperchen.

Somit können andere Antikörper auch nicht auf sie reagieren. Deshalb werden Blutgruppe-0-Träger als Universalspender bezeichnet: Jeder Patient kann unabhängig von seiner Blutgruppe also eine Transfusion mit der Blutgruppe 0 erhalten.